Spezial: Chinesische Zwergwachteln

Da mein Schwerpunkt bei den Sittichen liegt und ich mit den Chinesischen Zwergwachteln - vorläufig jedenfalls - keine Zuchtabsichten habe, laufen diese sozusagen "nebenher".

Trotzdem haben natürlich auch Chinesischen Zwergwachteln gewisse Ansprüche und man muß einiges Beachten, deswegen sei ihnen hier ein eigenes kleines Kapitel gewidmet.

Obsidian & Jade
Obsidian & Jade

Seit ich in den 90er Jahren im Schmetterlingshaus von Wien erstmals Zwergwachteln beobachtet habe (die dort sozusagen als biologische Schädlingsvernichter eingesetzt wurden), träumte ich davon, eines Tages auch welche zu halten. Bis es dann soweit war, sollten allerdings noch 15 Jahre vergehen, da ich damals keine Möglichkeit hatte, den Zwergen eine artgemäße Unterkunft zu bieten.

Ende 2009 war dann soweit: ich hatte seit einigen Jahren ein eigenes Vogelzimmer und richtete dort einen "Zwergerlbereich" mit Einstreu und vielen Versteckmöglichkeiten ein und entschied mich für die Chinesischen Zwergwachteln - weil das die kleinsten sind.

Anzahl und Lebenserwartung

Chinesische Zwergwachteln sollten paarweise gehalten werden - und zwar nur ein Paar
Chinesische Zwergwachteln sollten paarweise gehalten werden - und zwar nur ein Paar

Grundsätzlich wird empholen, Chinesische Zwergwachteln nur pärchenweise zu halten, da sie sehr territorial sind. Es gibt unterschiedliche Ansichten, manche behaupten, man kann ein Männchen und mehrere Weibchen halten, und ich habe auch schon Volieren mit ganzen Schwärmen von Chinesischen Zwergwachteln gesehen... Ich selbst hatte ganz zu Beginn zwei Pärchen und habe gesehen, daß die Verfechter der Einzelpaarhaltung auf alle Fälle auf der sicheren Seite stehen: Es hat nicht funktinioniert, und ich mußte ein Pärchen wieder abgeben.

Die Lebenserwartung soll um die sechs Jahre betragen - ich selbst kann dazu noch keine eigenen Erfahrungsberichte abgeben, da meine beiden Jg 2009 und 2010 sind.

Verhalten

Immer zu zweit unterwegs
Immer zu zweit unterwegs

Chinesische Zwergwachteln sind sehr niedlich anzusehen, und wenn sie sich einmal gefunden haben, dann machen sie meistens alles gemeinsam.

Ihre Stimmen sind die meiste Zeit recht leise (sie klingen ein bißchen wie kleine Hühnerküken) nur wenn sie sich aus den Augen verlieren und sich gegenseitig rufen, ertönt ein erstaunlich lauter, etwas dumpfer flötender, meist dreisilbiger, abfallender Ruf.

Ansonsten verhalten sie sich recht unauffällig, suchen gerne Deckung auf und baden vor allem gerne in Sand.

 

Unterbringung und Verpflegung

Gemeinsam im Sandbad
Gemeinsam im Sandbad

Zwergwachteln sind an sich recht genügsame kleine Gesellen, angeblich beträgt die Mindestfläche für ein Pärchen 1m². Bei mir haben die beiden etwa 20m² Raum (deshalb dachte ich anfangs fälschlicherweise, hier würden sich auch zwi Pärchen vertragen). Ein kleiner Teil ist mit Holzspänen eingestreut, dazu gibt es mehrere mit feinem Sand gefüllte Schalen.

Was die Einstreu betrifft, so gibt es hier vielfältige Möglichkeiten von Sand bis hin zu pflanzlicher Einstreu. Ich biete in verschiedenen Ecken auch immer mehrere Haufen Heu an.

Erwähnenswert ist, daß Chinesische Zwergwachteln nicht winterfest sind, die Temperatur sollte daher im Winter nicht unter 5°C fallen, da die Zwerge sonst leiden.

Pavillon aus Karton
Pavillon aus Karton

 

Als sehr günstige und leicht erneuerbare Versteckmöglichkeiten bieten sich Kartons an, die man zu Pavillons gestalten kann, oder auch Obstkisten oder ähnliches auf den Kopf gestellt, das unten Schlupflöcher bietet. Nicht so gerne mögen die Zwerge geschlossene Räume, sie möchten am liebsten immer hindruchlaufen können. Hamsterhäuschen und ähnliches haben sich daher nicht so gut bewährt. Man kann auch Bretter an die Wand lehnen (aber so, daß sie nicht umfallen können), und besonders beliebt bei mir ist der Bereich unter dem Schrank.

Vergesellschaftung

Zwergwachtel und Bourkesittich
Zwergwachtel und Bourkesittich

Dieses Thema ist ziemlich umstritten. Mir wurde von der Vergesellschaftung mit meinen Grassittichen zum Teil (vor allem von Wachtelfreunden) vehement abgeraten, da die Sittiche zu aggressiv seien, von anderer Seite dagegeb hörte ich von "blutrünstigen" Zwergwachteln - und zu guter letzt gab es aber auch eine repräsentative Anzahl von Haltern, die erfolgreich Chinesischen Zwergwachteln mit ihren Sittichen vergesellschaftet haben - ohne abgebissene Beinchen oder anderen Katastrophen.
Bei mir gab es zwischen den Wachteln und den Grassittichen überhaupt keine Probleme, die Arten akzeptieren sich nebeneinander und sind sich im Grunde egal.

Speiseplan

Obsidian und die Gurke
Obsidian und die Gurke

Die Fütterung Chinesicher Zwergwachteln ist verhältnismäßig einfach. Sie benötigen normales Körnerfutter (am besten Wellensittichfutter) und das für jeden Vogelhalter übliche "Grünzeugmenü", dazu selbstverständlich täglich frisches Wasser.

Bei mir gibt es meistens Gurke und Salat, auch mal Golliwoog oder Küchenkräuter (Petersilie etc), ab und zu Apfel oder anderes Obst - im Prinzip kann ich also die Zwergwachteln genauso füttern wie die Sittiche.

Etwas Vorsicht geboten ist bei Kolbenhirse oder anderen gehaltvollen "Leckereien", weil Zwergwachteln gerne zu fett werden. Da ich das aber auch den Sittichen nur sparsam verfüttere, ist das bei mir kein Thema.

Abschließend möchte ich nochmals betonen, daß alle Bedenken immer einen konkreten Grund haben und von daher berechtigt sind. Ich möchte dies nicht als Freibrief verstanden wissen, ohne viel nachzudenken alle möglichen Vogelarten zusammenzuwürfeln. 

Es sind nicht alle Sitticharten gleich friedlich oder gleich aggressiv, und sogar innerhalb einer Art kann es Extremisten geben.

Daher rate ich, sich vorher gut klar zu werden, wie die eigenen Vögel einzuschätzen sind, bevor man sich an ein unüberlegtes "Experiment" wagt. In jedem Fall ist es Pflicht, die ersten Tage und Wochen sehr genau zu beobachten und vor allem anwesend zu sein, um im Ernstfall schnell eingreifen zu können. Im schlimmsten Fall muß man sich entweder von einer Art wieder trennen oder eine getrennte Unterbringungsmöglichkeit finden. 

Ich selbst mußte mich von einem der ursprünglich zwei Zwergwachtelpärchen trennen, weil entgegen einiger Versicherungen, bei dem Platzangebot ginge das schon, das dominante Männchen das andere so vehement verfolgt und gezupft hat, daß das auf Dauer nicht gut gegangen wäre.

Mit den Sittichen dagegen gab es wie erwähnt nie irgendwelche Zwischenfälle, wobei auch gesagt werden muß, daß insbesondere die Bourkesittiche ein sehr gelassene Art ist.